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10.2015 | La(n)d am Strome – Der schnellste Weg zur E-Tankstelle

Österreichs Autos sollen in Zukunft mit Strom fahren. Rund 200.000 Autos mit Steckern sollen bis 2020 das heimische Straßenbild zieren, so hofft die Politik. Ein Zehntel davon (inklusive Plug-in-Hybridautos) soll bereits dieses Jahr unterwegs sein. Ob das Ziel erreicht wird, hängt von ganz praktischen Fragen ab: Darf eine Lademöglichkeit ohne weiteres überall installiert werden? Kann an jeder beliebigen Zapfsäule getankt werden? Ist die Bezahlung direkt an der Ladestation möglich? Wie weit komme ich überhaupt mit meinem Elektroauto?

Das Ökosoziale Forum Niederösterreich lud zur Diskussion mit Johannes Schmuckenschlager, Obmann des Ökosozialen Forums Niederösterreich, Michael-Viktor Fischer von Smatrics, Oliver Danninger von "e-mobil niederösterreich", Christoph Schmidt vom Bundesverband Elektromobilität Österreich und Stefan Malzer von Tesla Österreich im Rahmen der Veranstaltung „La(n)d am Strome“ am 8.Oktober in Krems. Anschließend gab es noch einen Testbetrieb bei welchem unter anderem ein BMW i3, ein Kia Soul und ein Tesla Probe gefahren werden konnten. Folgende Erkenntnisse wurden aus der Diskussion gewonnen:

Elektromobilität: eine Herausforderung für die Raumordnung

Rund 80 Prozent der Ladevorgänge finden zuhause statt. Insofern möchte man meinen, dass öffentliche Ladeinfrastruktur nur eine Nebenrolle spielt. Dem ist aber bei weitem nicht so, weil das vorhandene Ladenetz bei der Kaufentscheidung eine große Rolle spielt. Um hier ein ansprechendes Angebot aufzubauen, benötigt es Anreize für Gemeinden und Betriebe. Mit der Errichtung einer E-Tankstelle ist natürlich auch ein behördlicher Weg verbunden. Derzeit wird laut Oliver Danninger an einem einheitlichen Genehmigungsverfahren und einer Abstimmung auf Bundes- und Landesebene gearbeitet. Er macht darauf aufmerksam, dass sich auf kommunaler Ebene Gemeindevertreter über die damit verbundenen Aufgaben im Klaren sein müssen. Wer eine Ladestation errichtet, muss sich auch Gedanken über die Betreibung und Wartung der Station machen. Kommunalen Entscheidungsträgern empfiehlt Danninger daher Stationen zu errichten, die mit Wechselstrom betrieben werden und längeres Laden erlauben. Das Betreiben „schneller“ Ladesäulen will er hingegen professionellen Anbietern wie Smatrics überlassen. Die Diskussion mit dem Publikum zeigte, dass es  oft schwierig ist in bereits bestehenden Wohnanlagen bei den Stellplätzen eine Lademöglichkeit zu installieren. Hier gilt es in erster Linie mit den Eigentümern bzw Eigentümerverbänden Gespräche zu suchen. Schmuckenschlager weist daraufhin, dass gelebte nachhaltige E-Mobilität nur mit sauberem Strom möglich ist.

In Zukunft wird Laden zur Nebensache

Entgegen dem allgemeinen Eindruck, schritt der Ausbau der Ladenstationen in den vergangenen Jahren beachtlich voran, beweist Viktor-Michael Fischer am Beispiel des Smatrics-Ladenetzes. Schon heute gibt es österreichweit alle 60 km eine Stromtankstelle von Smatrics. Bis Ende 2016 soll sich das halbieren. Allein Niederösterreich ist mit rund zwei Dutzend Schnellladestationen ausgerüstet, die Batterien je nach Leistung in nur 20 Minuten befüllen können. Dem Tankvorgang selbst misst Fischer daher künftig keine besondere Bedeutung mehr zu. Wie beim Handy sei Strom zu tanken bald nur noch ein unbewusster Prozess, der bei jeder Gelegenheit stattfindet. Auch drahtloses Tanken sieht Fischer nicht allzu weit entfernt. Bis spätestens 2017 könnte durch Induktion auch unbewusst während des Parkens getankt werden. Das „Laden der Zukunft“ – für Fischer nur noch Nebensache.

Bezahlen: Bald ist Schluss mit dem Karten-Wirrwarr

Während beim Laden selbst kaum noch Hürden überwunden werden müssen, sieht es beim Bezahlvorgang anders aus, erklärt Christoph Schmidt. Aufgrund der unterschiedlichen Software, spreche zurzeit jeder Anbieter noch eine eigene Sprache, erklärt Fischer weiter. Wer ein E-Auto kaufen will, müsse daher noch mit Karten von rund vier Anbietern im Börserl rechnen, um flächendeckend Ladestationen vorzufinden. In Zukunft wird es daher „Übersetzer“ brauchen, die Softwaren eine einheitliche Sprache sprechen lassen. Neben Smatrics, die Kunden ab 2016 mittels App das Laden ohne Karte ermöglichen, möchte auch Schmidt für ein einfacheres Ladesystem sorgen. Der BEÖ arbeitet daher mit Hochdruck an einer Stromtankstellen-Datenbank, die online über das richtige Laden informieren soll und wichtige Informationen zu Standort, Ladezeit und Bezahlsystem enthält.

Tesla machts vor: Strom frei Haus

Dass E-Mobilität auch die Herzen sportlicher Autofahrer höher schlagen lassen kann, zeigte Stefan Malzer, Store Manager in Nieder- und Oberösterreich bei Tesla. Mit 700 PS und einem ansprechenden Design verknüpft Tesla Fahrspaß und umweltverträglichem Fahren. Beim Testbetrieb konnten sich die Besucher davon selbst überzeugen. Ein Schnäppchen ist der Tesla zwar nicht, dafür kann Strom gratis im „Supercharger“-System von Tesla getankt werden. In Zukunft will der innovative Autohersteller mit anderen Anbietern zusammenarbeiten und E-Fahren auch über lange Fahrstrecken grenzüberschreitend ermöglichen.

Elektrisch Fahren macht sich bezahlt

Was zum Kauf eines Elektroautos motiviert, fassten die Teilnehmer am Ende der Veranstaltung in Stichworten zusammen: Unabhängigkeit, Kostenersparnis, umweltschonendes Verhalten, Verwendung von „eigenem“ Strom und künftig steuerliche Vorteile bei betrieblicher Anschaffung. Fakt ist, dass Elektrofahrer nicht nur eine Menge an klimaschädlichen Treibhausgasen sondern auch an üblichen Kosten einsparen können. Unter Berücksichtigung des Vorsteuerabzugs können sich etwa Dienstwagenfahrer in fünf Jahren rund 30.000 Euro ersparen, rechnet Fischer vor. Neben staatlichen Förderungen, macht auch die ausbleibende Wartung wie Ölwechsel und Motorcheck die Anschaffung eines Elektroautos vergleichsweise preiswert.

 

Bericht von: http://www.oekosozial.at/noe/aktivitaeten/projekte-veranstaltungen/die-veranstaltung-la-n-d-am-strome-im-rueckblick/

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