
Geschichte
Das Europäische Forum Alpbach wurde 1945 unter der Bezeichnung „Internationale Hochschulwochen“ des Österreichischen College von Otto Molden (damals Wiener Student) und Simon Moser (damals Dozent der Philosophie in Innsbruck) gegründet. Die Notsituation nach Kriegsende ließ es als großen Glücksfall erscheinen, dass die ersten Hochschulwochen in dem Tiroler Dorf Alpbach Aufnahme fanden und unter Umständen, von denen heute noch viele Anekdoten berichten, beherbergt wurden. Seitdem finden jährlich im August die Österreichischen Hochschulwochen, seit 1949 unter dem Namen „Europäisches Forum Alpbach“ statt.
Zu den Teilnehmern der ersten Jahre gehörten vor allem junge Menschen, die aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert waren. Die Idee der Hochschulwochen fand rasch die Unterstützung der französischen Besatzungsmacht und auch der, ebenfalls aus dem Widerstand kommende erste Landeshauptmann Tirols Dr. Karl Gruber gehörte zu den Helfern in der Gründungszeit des Europäischen Forums.
Otto Molden schwebte eine umfassende Erneuerung des geistigen Lebens in Europa vor. Er trat zusammen mit einem Kreis Gleichgesinnter für eine politische Einigung Europas ein, die als einziger Weg betrachtet wurde kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Völkern in Zukunft auszuschließen.
Simon Moser wollte neue Strukturen an den Universitäten erreichen und setzte sich für den interdisziplinären Austausch ein. Aus diesen Interessen entwickelte sich ein fruchtbarer Dialog, der im Laufe der Jahre nicht nur Wissenschaft und Politik, sondern auch den kulturellen Bereich und die wirtschaftliche Entwicklung mit einbezog.
Das Europäische Forum Alpbach hat einen nicht unwesentlichen Beitrag zum geistigen Leben Nachkriegseuropas geleistet. Insbesondere die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis war ein von Anbeginn wichtiges Ziel. Das geistige Klima der Veranstaltung, fernab der Beschränkungen des universitären und politischen Lebens, trug zum offenen Charakter der Dialoge in Alpbach bei, der es erlaubte, auch konträre Gesprächspartner an einen Tisch zu bringen. Seit seiner Gründung steht das Europäische Forum Alpbach jedes Jahr unter einem Generalthema, innerhalb dessen wissenschaftliche und weltanschauliche Entwicklungen und Probleme in interdisziplinärer Weise diskutiert werden sollen.
Zu den Persönlichkeiten, die in Alpbach im Lauf der Geschichte miteinander diskutierten, gehören u.A. Theodor W. Adorno, H.C. Artmann, Ernst Bloch, James Buchanan, Ralf Dahrendorf, Jacques Delors, Renato Dulbecco, Friedrich Dürrenmatt, Paul Feyerabend, Viktor Frankl, John Eccles, Manfred Eigen, Gottfried von Einem, Indira Gandhi, Theodor Geiger, Walter Hallstein, Friedrich von Hayek, Werner K. Heisenberg, Max Horkheimer, Hans Kelsen, Helmut Kohl, Kardinal Franz König, Bruno Kreisky, Konrad Lorenz, Niklas Luhmann, Fritz Machlup, Herbert Marcuse, Lise Meitner, Karl Popper, Paula von Preradovic, Yitzak Rabin, Erwin Schrödinger, Peter Sloterdijk, Ernst Topitsch, Werner Weidenfeld, Fritz Wotruba.
(Quelle: www.alpbach.org)